Mal wieder ein Artikel aus der Reihe „Ihr fragt, Ulligunde antwortet“: Häufig bekomme ich Nachrichten, wie wir das mit unserer Bus-Reise nach Norwegen gemacht haben. Wie hinkommen? Mit Fähre oder fahren? Wie teuer ist Norwegen wirklich? Kann man auf den Lofoten mit dem Zelt reisen? Wie ist das Setesdal zum Klettern? Hattet ihr Probleme mit Stellplätzen für den Bus? Also, legen wir mal los!
Mit dem Bus nach Norwegen
Wir waren insgesamt drei Monate in Norwegen unterwegs und waren davon ca. vier Wochen auf den Lofoten – also einmal die A7 komplett durch, durch Dänemark und dann mit der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand. Die Überfahrt kostet nicht viel und dauert nur ein paar Stunden. Wir hatten die Fähre schon im Voraus gebucht und haben so einen geringfügig besseren Preis bekommen. Anschließend ging es über Nissedal, Setesdal, Jotunheimen nach Trondheim und von dort über Flatanger bis in die Lofoten. Wir sind im Juli gestartet und waren irgendwann gegen Ende August auf den Lofoten.
Ende September, am Ende unserer Reise, ging für mich dann noch ein Traum in Erfüllung: Wir sind mit den Hurtigruten von Svolvaer (Lofoten) bis nach Bergen gefahren und von dort einen Tag später wiederum mit einer anderen Fähre nach Hirtshals zurück. Auf den Hurtigruten kann man auch Autos mitnehmen, das weiß bloß niemand. Ist auch gar nicht so unendlich teuer – insgesamt hat uns glaube ich die Fährfahrt ca. 200 Euro mehr gekostet als wenn wir alles mit dem Auto zurück gefahren wären. Es ist aber ein schönes Finale solch einer Reise und natürlich sehr entspannt. Nach zwei Tagen (von drei) dann auch irgendwann zu entspannt, man kann ja auf so einem Schiff wenig machen und der Seegang hat mir doch auch etwas zugesetzt. So richtig spektakulär ist die Fährfahrt auch nur in den Lofoten, je weiter südlich man ist, desto weniger spannend war es – fand ich.
Wie teuer ist Norwegen wirklich?
Wir haben auf der Reise kaum aufs Geld geachtet und haben einfach an Lebensmitteln gekauft, worauf wir Lust hatten – auch manchmal Fleisch, was da schon relativ teuer ist. Aber vorwiegend Gemüse und Brot. In Spanien, wo wir genauso gewirtschaftet haben, sind wir im Monat auf Ausgaben von 400 Euro gekommen (pro Person, alles inklusive!), in Norwegen waren es 600, dort fährt man aber eben auch viel, viel mehr. Wenn man sich etwas zusammenreißt geht das sicher auch günstiger – wobei wir natürlich quasi nie irgendwelche Ausgaben wie Museumseintritte, Campingplätze oder irgendwelche Touristensachen hatten, eigentlich haben sich unsere Ausgaben auf Sprit und Lebensmittel beschränkt. Ins Restaurant gehen darf man in Norwegen halt nicht – 36 Euro für eine Pizza Margherita in Trondheim ist schon eine Ansage…
Wo wart ihr beim Klettern?
Wir waren insgesamt drei Monate in Norwegen beim Klettern und haben uns vor allem Nissedal, Setesdal, Trondheim, Flatanger und die Klettergebiete auf den Lofoten angeschaut. Die Beschreibung, wo genau wir waren und wie es und jeweils gefallen hat, findest Du hier in dem zweiten Artikel.
Bus-Stellplätze in Norwegen finden
Die Suche nach schönen Plätzen hängt sehr davon ab, wo man ist. In Zentralnorwegen zwischen Trondheim und den Nationalparks sowie im Setesdal war es meist enorm schwierig Plätze zum Stehen zu finden – meist haben wir uns mit etwas direkt an der Straße oder irgendwo im Wald zufriedengegeben, besonders schön war es da selten und die Suche ziemlich aufwändig. Angenehmer war es im Nissedal – direkt am Haegefjell kann man kostenlos stehen (die Zufahrt kostet Maut, dafür gibts eine saubere Toilette und ebene Plätze) und auch sonst findet sich meist etwas. In den Nationaparks war es eher schwer, einen einsamen Platz zu finden, weil doch recht viel los war. Nördlich von Trondheim wird es dann immer entspannter und auf den Lofoten war es selten ein Problem, man findet doch meist etwas Schönes direkt am Meer.
Wanderungen auf den Lofoten
Als wir 2014 dort waren, war es relativ schwer, an Kartenmaterial zu kommen, das Wanderungen enthalten hat – es gibt kaum verzeichnete Wege und auf viele Gipfel führt entweder kein Weg oder er ist eben nirgends eingemalt. Hilfreich waren hier die OSM-Karten (open street maps), dort ist der ein oder andere Track verzeichnet. Ich hatte damals die App von Outdooractive und hatte den Ausschnitt der Lofoten als OSM-Karte heruntergeladen. Das war ok. Inzwischen gibt es auch einen Wanderführer aus dem Hause Rother.
Die Wanderungen sind insgesamt immer kurz, sehr steil und meist anspruchsvoll. Bei nassen Verhältnissen meist nicht zu empfehlen. Das Schöne ist hingegen, dass man nicht lang laufen muss, um ein atemberaubendes Panorama zu bekommen. Einige der Wanderungen, die wir in Norwegen und auf den Lofoten unternommen haben, habe ich auf Outdooractive veröffentlicht.
Trekking und Zelten auf den Lofoten
Meiner Einschätzung nach bieten sich die Lofoten nicht für eine Durchquerung zu Fuß an – zu weite Strecken gibt es keine (verzeichneten) Wanderwege und die Landschaft ist viel zu schroff, um querfeldein zu laufen. Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Auch das Vorankommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht so leicht, weil es nur wenige Verbindungen gibt und man dadurch viel Zeit damit verbringt zu warten. Ich finde, auf den Lofoten ist ein Auto wirklich empfehlenswert.
Wann wart ihr dort, wie war das Wetter?
Wir sind im Juli in Kristiansand angekommen und haben damals, 2014, den „Jahrhundertsommer“ erwischt. Es hat bei uns quasi nie geregnet und es war sehr heiß – 30 Grad haben wir häufig überschritten. Es war relativ feucht, was das Klettern teilweise unangenehm gemacht hat – aber trotzdem besser als Regen, eh klar. Ende August sind wir dann auf den Lofoten angekommen – dort war es herbstlich, häufig lag Dunst in der Luft, die Blätter waren golden. Ach, ich werd ja ganz sentimental, wenn ich daran denke. Die Temperaturen waren okey, aber gegen Ende (Ende September) dann schon irgendwann eher frisch, in der letzten Nacht hat es sogar geschneit. Trotzdem konnte man in der Sonne gut im Pulli klettern – wenn es nicht gerade gestürmt hat, das kam auf den Lofoten regelmäßig vor. Dann braucht es gute Ausrüstung – vor allem ein stabiles Zelt und/oder einen dichten Bus. Die Tage waren noch gut lang, die Nächte aber dunkel genug, um Nordlichter zu sehen:
Habt ihr Nordlichter gesehen?
Ja, haben wir. Die ersten in Flatanger – aber sehr weit entfernt. Auf den Lofoten gab es dann immer wieder welche – so oft, dass wir nur noch bei den wirklich großen Sonnenaktivitäten raus sind und geschaut haben. Es gibt dazu eine App und Websiten, die die Sonnenaktivitäten auf einer Skala von 1-9 voraussagen. Die Prognosen stimmen nicht immer, sind aber eine gute Orientierung. Sichtbar werden Nordlichter erst bei absoluter Dunkelheit. Fotografieren kann man sie problemlos – man braucht nur ein Stativ und eine etwas längere Belichtungszeit (ca. 10-20 Sekunden, je nach Lichtstärke des Objektivs).
Habt ihr wilde Tiere gesehen?
Die wildeste Begegnung war sicher mit einem Moschusochsen im Dovrefjell, der keine 20 Meter vor mir plötzlich stand. Wir waren beide ziemlich perplex – Gott sei Dank, denn obwohl die Tiere friedfertig sind, sollte man sie nicht erschrecken, das kann leicht tödlich enden. Ansonsten haben wir noch Hermeline, Füchse, Rentiere, Seeotter, Adler und Delphine gesehen – und womöglich noch mehr, an das ich mich gar nicht mehr erinnere.
Was waren Eure Highlights? Was muss man unbedingt machen in Norwegen?
Die Tour zur Trolltunga – und noch weiter zu einem kleinen „Preikestolen“ (20 min entfernt, nicht zu verwechseln mit dem berühmten, großen Bruder) lohnt sich sehr, auch wenn der Weg weit ist. Wir waren dort mit dem Zelt, was ein einmaliges Erlebnis war. Hier geht’s zum Artikel.
Wer sich im sechsten Franzosengrad alpin wohl fühlt, der muss ganz unbedingt an den Haegefjell und einige Mehrseillängentouren machen. Dieser Felsklotz ist wunderschön, die Touren ziemlich cool – wenn man den Grad beherrscht Das Setesdal kann man sich meiner Meinung nach wirklich sparen, es ist alles sehr überlaufen, sehr eng, irgendwie stressig mit Bus, wenn man nicht auf einen Campingplatz will.
Unsere Trekkingtour mit Zelt durch Jotunheimen war nett, aber nicht überragend spannend. Man muss diese Weite einfach mögen. Der Beseggenrat war aber schon schön. Mich würde mal das Bergsteigen in der Gegend interessieren, die Berge sind teils vergletschert und ragen über 2.000 Meter hoch – eventuell gibt es da auch ein paar spannende Touren. Allerdings scheint mir doch viel sehr brüchig zu sein. Wir haben zwei leichtere Bergtouren unternommen, allerdings ohne Gletscherberührung.
Die Mehrtagestour durchs Dovrefjell war noch weniger spektakulär als die in Jotunheimen, ich mag es einfach, wenn sich Landschaft verändert. Aber die Begegnung mit Moschusochsen und die bergige Landschaft am zweiten Tag war dann schon doch ganz cool.
Das Klettergebiet „Hell“ in Trondheim hat mir sehr gut gefallen, weil mir der Stil einfach sehr gelegen hat. Flatanger war klettertechnisch sehr schwer, aber landschaftlich toll. Da macht es aber eigentlich erst ab 6b+, besser 7a Spaß, finde ich. Mehr dazu gibt’s wie gesagt in dem zweiten Artikel.
Tja, und die Lofoten, die muss man einfach gesehen haben. Eine sensationelle Landschaft, wirklich traumhaft. Extrem schroff, extrem schön, überraschend bunt. Fahrt da hin, tut Euch den Gefallen
Schaut Euch den malerischen Strand von Utakleiv an, geht im Paradiset bei Kalle Trad-Einseillängentouren, macht bei Henningsvaer Mehrseillängen oder geht Bouldern direkt am Meer. Schaut Euch die wasserzerfressenen Felsen bei Eggum an, wandert auf den Festvagtinden, macht den Nordryggen vom Vagakallen und steigt auf den Reinebringen.




















































