Mit Kletterschuhen ist es eine verzwickte Sache. Sie sollen so eng sitzen, dass keine Luft mehr im Schuh ist, aber bestenfalls nach einer Route nur so sehr schmerzen, dass man es auch noch ein zweites, drittes, viertes und zehntes Mal aushält. Hat man diese Schuhe einmal gefunden, lässt man sie besser nie mehr los. Grund genug für mich, einfach nochmal genau die gleichen Schuhe zu kaufen: Die Miura von La Sportiva.
Zur Vorgeschichte
Ich habe ziemlich schmale Füße und einen langen Zeh – das lässt so manchen Schuh von vorne herein ausscheiden. Gedacht waren sie vor allem fürs Bouldern – die Ferse musste also sehr schmal geschnitten sein, damit beim Hooken alles fest sitzt und Vorspannung war gewollt, um wirklich präzise auf „Nichts“ stehen zu können. Auf einen guten Rat der Bergfreunde hin, kaufte ich mir vor einem knappen Jahr die Miura von La Sportiva. Weil es im Sportladen des Vertrauens nur noch Größe 34,5 gab, entschied ich mich für die enge Variante. Straßenschuhe kaufe ich mir immerhin normalerweise in 38.
Vol. 1: Zum Glück gezwungen
Nun, einige Kletter- und Boulderreisen und Trainingseinheiten in der Halle lösen sie sich gemächlich auf. Die vergangenen Monate war ich aber doch immer wieder völlig begeistert, wie „bequem“ sie trotz der „Kindergröße“ waren. Der Schuh ist enorm weich geworden und schmerzte erst nach der zehnten oder zwölften Route allmählich. Ehrlich gesagt habe ich erst mit diesem Schuh gelernt, den Füßen zu vertrauen – denn wenn man erst einmal auf dem rauen Granit vom Val di Mello oder Chironico gelernt hat, auf winzigen Steinchen zu stehen und diesen zu Vertrauen, erscheint plötzlich alles andere riesig – und absolut vertrauenswürdig. Außerdem ist es immer großartig zu spüren, was genau man da unter seiner Sohle hat. Mit dem harten Vapor von Scarpa, den ich zuvor hatte, gab es dieses Gefühl nicht.
Vol. 2: Glück lässt man besser nicht mehr los
Nachdem sich also dieser kleine gute Partner langsam auflöst (und zudem unerhört stinkt), wählte ich den Weg mit geringem Widerstand und bestellte exakt die gleichen noch einmal. Wie konnte ich mir die vor einem Jahr kaufen?? Beim ersten Anziehen der neuen – eigentlich identischen Schuhe – gab es wenig Grund zur Freude: Sie waren einfach zu eng, taten weh, waren bretthart. Einige Male hatte ich sie nun am Fels dabei, um sie am Ende doch nicht angezogen zu haben. Zu hoch war der Respekt vor dem Schmerz, zu groß die Freude mit den alten. Kürzlich beim Bouldern riskierte ich es dann. Und siehe da? Eine halbe Stunde waren sie schon gar nicht mehr so schlimm, eine Stunde später taten sie eigentlich nur noch an einer Stelle weh. Einfach der perfekte Kletterschuh – für mich zumindest.








